Martin Giesinger: Robin Hood der Personalberater

Martin Giesinger: Robin Hood der Personalberater
Martin Giesinger absolut zielsicher

Wenn Martin Giesinger, Geschäftsführer der Götzner Personalberatung Giesinger & Parnter, seinen Armschutz anlegt und den Köcher umhängt, geht es ihm nicht darum, mitten ins Schwarze der Zielscheibe zu treffen. Für ihn steht vielmehr die Psychologie im Vordergrund, die hinter jedem einzelnen Bogenschuss steckt. Ein Gespräch über die acht Bogenwelten, das Ziel „Blätter“ und warum Pfeil und Bogen einerseits die nötige Distanz zum Beruf bieten, ihn aber andererseits zu einem (noch) besseren Personalberater machen.

Für mich ist Bogenschießen ein sehr ungewöhnliches Hobby. Dabei gibt es bei uns im Land ja sogar einen Verband.
Ja und meines Wissens gibt es alleine in der Kummenbergregion vier Vereine. Ich bin allerdings vereinslos, denn es geht mir nicht um den Sport an sich, sondern um die Psychologie, die dahintersteckt. Für mich ist es eine Metapher für ein ziel- und werteorientiertes Leben – sowohl privat als auch beruflich. Außerdem ist es der ideale Ausgleich zum Job, vor allem in stressigen Phasen, denn dann ist das Bogenschießen mein Ruhepol. Dabei ist nicht entscheidend, ob ich zielgenau in die Mitte treffe – zumindest nicht für mich. Mir geht es um den Schuss selbst bzw. um die acht sogenannten Bogenwelten, in die so ein Schuss aufgeteilt werden kann.

Aha!? Erzählen Sie weiter.

2009 habe ich, damals noch als Marketingleiter bei GIKO Verpackungen, am AVENTURIN-Basisseminar teilgenommen. Schon damals war ich fasziniert, habe das Bogenschießen aber erst 2011 als Hobby für mich entdeckt, als ich – nach meinem beruflichen Wechsel in die Selbstständigkeit – das Seminar wiederholt und Vertiefungsseminare besucht habe. So also habe ich die Grundtechniken gelernt und dazu gehören eben die acht Bogenwelten: Vorbereitung, Spannung, Konzentration, Loslassen, Aufbruch, Vertrauen, Sein und schließlich das Ziel. Übrigens: Am ersten Tag verbringt man abends Zeit damit, seinen eigenen Pfeil zu basteln, was einerseits eine gute Gelegenheit bietet, die anderen Seminarteilnehmer näher kennenzulernen. Andererseits ist dieses Pfeilebasteln auch Teil der Bogenwelt des Vorbereitens und des Loslassens. Man bindet also irgendetwas an diesen Pfeil, das man in seinem Leben loslassen will – ob rein gedanklich oder indem man etwas ein kleines Säckchen gibt, das man dann an den Pfeil bindet.

Das klingt ja eher nach einem Persönlichkeitsseminar...
...was es aber nicht ist. Es ist ein Weg, den man gehen kann, aber nicht muss. Erkenntnisse aus Sport und Psychologie geben eine Orientierungshilfe für das eigene Leben – sowohl beruflich als auch privat. Meiner Meinung nach muss man sich aber in jedem Fall darüber im Klaren sein, dass man sich mit sich selbst auseinandersetzen wird – zumindest ist das bei diesen Seminartagen der Fall. Das hängt mit Sicherheit mit den „Seminarerfindern“ zusammen, die in der Lage sind, Emotionen zu wecken und Dinge aufzuzeigen – das übt schon eine gewisse Faszination aus. Christian Uhl ist Sportpsychologe, war viele Jahre Mentalcoach der ÖSV-Adler und betreut mittlerweile auch Führungskräfte verschiedenster Unternehmen. Andreas Juen ist diplomierter Marketing-, Finanz- und Wirtschaftsexperte und vor allem aktiver Bogenschütze und mehrfacher Meister auf Landes- und Bundesebene.

Und wo schießen Sie nun in Ihrer Freizeit?
Zuhause. Ich habe das Glück, ein schönes Haus mit einem schönen Garten zu haben, wo ich mir eine Art Zielscheibe aufgestellt habe: eine große weiße Styroportafel. Wichtig war mir, es sicherheitsmäßig derart aufzubauen, dass ich sorgenfrei schießen kann, schließlich hat man eine Waffe in der Hand, mit der man andere Personen schwer verletzen könnte – obwohl das bei meiner Art des Bogenschießens völlig in den Hintergrund tritt.

Es ist aber schon etwas anderes, ob man auf eine Zielscheibe schießt oder beispielsweise auf einen Baum im Wald?
Ganz klar. Im Zuge des Seminars haben wir beispielsweise einen kleinen Parcours mit Gummitieren (Wildschweine usw.) aufgestellt. Wobei es nicht darum ging, die Tiere zu treffen, sondern um die Selbsteinschätzung und um das Wissen, wie man sich vorbereiten muss, wenn sich plötzlich die Perspektive auf etwas verändert. Es geht mir nicht um die Leistung, obwohl man natürlich einen gewissen Ehrgeiz entwickelt. Letzten Sommer habe ich beispielsweise angefangen erst auf die durchaus großen Blätter eine Platane zu zielen, dann auf die kleineren Blätter eines Kugelahorns und schlussendlich auf die Blätter eines Löwenzahns. Aber das hat mehr mit der technischen Routine zu tun und auch wieder mit der Psyche, denn es geht darum, sich von einem erst großen Ziel auf ein immer kleiner werdendes zu beschränken und dabei alle Nebengeräusche auszuschalten, sich von all dem Alltagsstress nicht ablenken zu lassen. Ich konzentriere mich also vollkommen auf mein Hobby.

Ein gutes Stichwort: Muss man nicht wahnsinnig konzentriert sein?
Das muss man, ja. Und genau aus diesem Grund muss man die Technik beherrschen bzw. die einzelnen Bogenwelten kennen. Im Prinzip muss man sich selbst so gut vertrauen, dass man den Schuss blind macht. Ich mache das nicht immer, aber letztlich geht es ja nicht darum, dass man das Ziel bzw. eben das Blatt trifft, sondern um das Loslassen. Damit das allerdings funktioniert, muss alles sicher und gut vorbereitet sein. Das ist wie im Job: Es gibt die aufregenden Phase währendes eines neuen Auftrages, aber wenn man dann beim Kunden ist und dieser die eigene Begeisterung übernimmt, ist das einfach ein tolles Gefühl.

Der Job ist also doch allgegenwärtig bei Ihrem Hobby?

Man nimmt automatisch Gedanken mit nach Hause – vor allem als Selbstständiger, denn als solcher bin ich verantwortlich für Mitarbeiter und Kunden, in meinem Fall die Unternehmen, die uns mit der Suche geeigneter Persönlichkeiten beauftragt haben und die daraus resultierenden Kandidaten. Und um eine möglichst gute Dienstleistung zu erbringen, muss ich mich tagtäglich mit Menschen auseinandersetzen – auch mit mir selbst. Auf der einen Seite geht es mir beim Bogenschießen um den Spaß, immer verbunden mit der dahintersteckenden Psychologie natürlich. Anders gesagt: Es bietet mir eine Erholungs- und Neutralisierungsphase und damit die nötige Distanz zum Büro. Wobei: Selbst hier im Büro kann ich einen Bogenschuss simulieren, etwa mit dem Terraband. Und wenn es einmal sehr stressig ist, tue ich das auch. Auf der anderen Seite kann ich durch das Bogenschießen mein eigenes Dienstleistungsangebot sehr wohl verbessern – nicht nur weil es mein Ausgleich ist, sondern weil ich die einzelnen Bogenwelten auf meinen Job umlegen kann.
 
Wie schaut das mit dem Training aus? Ich habe gelesen, dass dieser Sport Kondition erfordert.
Es braucht sicherlich eine gewisse Grundfitness bzw. Körperspannung und die Bereitschaft, sich körperlich zu bewegen. Aber ich bin nicht der „Spitzensportler“, der sich auspowern muss. Ich bin Hobbysportler, gehe im Winter Skifahren und im Sommer in die Berge. Und ab und zu konsumiere ich auch gerne passiv Sport. Ich bin sportinteressiert, muss allerdings weder das Bogenschießen noch eine andere Sportart als Wettkampf betreiben – unter anderem weil das wieder Stress verursachen würde und gerade dem versuche ich ja durch das Bogenschießen zu entkommen bzw. eben einen Ausgleich dazu zu finden.
Trotzdem kann ich mitunter drei Stunden im Garten stehen und einen Pfeil nach dem anderen schießen – da wird mir nicht langweilig. Genauso kann ich den Bogen mehrere Wochen in der Ecke stehen lassen. Wichtig ist mir, es derart verfügbar zu haben, dass ich es machen kann, wann immer ich es möchte und brauche.

Factbox
Mag. Martin Giesinger (50)
•    Geschäftsführer Giesinger & Partner Personalberatung, Götzis
•    wohnt in Altach
•    verheiratet, vier Kinder (Tochter, 18, drei Söhne, 14) – Giesinger: „Die Familie ist auch ein schönes Hobbys.“


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