Halbjahresbilanz der Bauinnung: Zufriedenstellende Auftragslage, aber lähmende Bürokratie

Halbjahresbilanz der Bauinnung: Zufriedenstellende Auftragslage, aber lähmende Bürokratie
Peter Keckeis, Innungsmeister Bau (Foto: WKV)

Feldkirch (A) Innungsmeister Peter Keckeis will die Branche sachlich und mit der nötigen Klarheit vertreten. Nach dem ersten Halbjahr 2015 kann die heimische Baubranche zufrieden Bilanz ziehen – Träger der Konjunktur ist nach wie vor der Hochbau. Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, hat sich Peter Keckeis als neuer Innungsmeister viel vorgenommen und appelliert an die Politik: „Wir fordern endlich Maßnahmen gegen die überbordende Bürokratie, die sowohl Bauherren als auch Bauunternehmer belastet.“ 

Insgesamt ist die Vorarlberger Bauwirtschaft mit regionalen Unterschieden gut ausgelastet. Obwohl die Zahlen von Jänner bis März 2015 wetterbedingt deutliche Rückgänge erkennen lassen, sind die Bauunternehmer grundsätzlich optimistisch gestimmt. Im Hoch-und Tiefbau ist im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres ein Rückgang von 6,9 Prozent zu verzeichnen. Im öffentlichen Bereich beträgt das Minus sogar 25,5 Prozent. Innungsmeister Peter Keckeis kennt die Gründe: „Diese Entwicklung ist sehr differenziert zu betrachten, da in den Wintermonaten das Wetter eine entscheidende Rolle spielt. 2014 hatten wir einen schwachen Winter und kaum Schnee, heuer war es umgekehrt. Der Winter war kalt und schneereich. Deshalb konnte deutlich weniger gebaut werden als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.“ Keckeis rechnet damit, dass das schwache erste Quartal durch eine verstärkte Bautätigkeit in den drei vergangenen Monaten wieder ausgeglichen werden konnte.

Wohnbau als Konjunkturträger
Der Hochbau ist momentan der Konjunkturträger der Branche. Im Bereich Wohnbau ist der Bedarf konstant hoch, wobei der gemeinnützige Wohnbau eine entscheidende Rolle spielt. 500 Wohnungen pro Jahr lautet das ambitionierte Ziel des Landes. Damit leistet der gemeinnützige Wohnbau mittelfristig einen wesentlichen Beitrag für eine gute Auslastung. „Hoch ist nach wie vor auch das Sanierungspotenzial. Die Sanierungsförderung über die Wohnbauförderungsrichtlinie ist sehr effektiv und soll künftig für den Großwohnungsbau im Eigentumsbereich noch attraktiver bzw. einfacher in der Verwaltungsabwicklung werden“, erklärt Innungsmeister Peter Keckeis.

Normenflut macht Überblick unmöglich
„Die Normenflut, mit der wir täglich konfrontiert sind, nimmt Ausmaße an, die nicht mehr länger tragbar sind. Für die Bauherren steigen dadurch die Preise immer weiter an und für uns als Bauunternehmer ist es mittlerweile unmöglich den Überblick zu bewahren“, warnt Innungsmeister Peter Keckeis. Allein im Jahr 2012 wurden 1.864 neue ÖNORMEN beschlossen. Dies entspricht knapp 60.000 Seiten Papier. Dabei stellt Keckeis das Geschäftsmodell des Normeninstitutes ASI, wonach Normen generell nur kostenpflichtig zugänglich sind, in Frage: „Mittlerweile ist eindeutig geklärt, dass sowohl aufgrund des Normengesetzes als auch aus UWG-rechtlichen Gründen Normen, die Gesetzen und Verordnungen zugrunde liegen, kostenlos zugänglich sein müssen. Hier sind wir als Interessensvertretung gefordert.“ Derzeit besteht eine Vereinbarung mit dem ASI für den Zugang zu Normen für Mitglieder der Bauinnung, wofür knapp eine Million Euro von der Bauwirtschaft an das ASI überwiesen wurde. „Im Sinne der vorher genannten Fakten ist diese Regelung mit dem ASI zu justieren“, so Keckeis.

Novellierung der Bautechnikverordnung
Ein weiteres Anliegen von Innungsmeister Keckeis ist die Novellierung der Bautechnikverordnung. Basis der Bautechnikverordnung sollten die OIB-Richtlinien sein, die österreichweite Gültigkeit haben und von den Bundesländern umgesetzt werden müssen. „Nachdem die Bautechnikverordnungen jedoch Ländersache sind, besteht landesspezifisch die Möglichkeit, Rahmenbedingungen und Erfordernisse der jeweiligen Länder zu berücksichtigen. Dabei sollte es aber zu keiner Verschärfung zu den aktuell gültigen OIB-Richtlinien kommen. Diese Umsetzung ist derzeit in Vorarlberg im Gang und ich rechne damit, dass mit Jänner 2016 – basierend auf den OIB-Richtlinien auf Vorarlberger Verhältnisse abgestimmt – eine neue Bautechnikverordnung in Vorarlberg gültig wird. Diese soll klare und vernünftige Rahmenbestimmungen für das Bauen in unserem Land gewährleisten.“ Hier zeigt sich Keckeis mit den aktuellen Entwicklungen zufrieden: „Neben den Experten der Baurechtsabteilung des Landes sowie Fachleuten aus der betroffenen Wirtschaft, hat die Politik auch Experten der Hochbauabteilung des Landes zur Ausarbeitung der Verordnung hinzugezogen. Diese Entwicklung zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Heute Fachkräfte für morgen ausbilden
Neben den interessenspolitischen Themen legt der neue Innungsmeister großen Wert auf Aus- und Weiterbildung: „Wir müssen heute die Fachkräfte ausbilden, die wir morgen auf unseren Baustellen dringend benötigen. Nur mit den besten Mitarbeitern und einer funktionierenden Unternehmenskultur in den Betrieben ist es möglich, die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen.“ Mit der Bauakademie bietet die Bauinnung umfassende Weiterbildungsmöglichkeiten auf sehr hohem Niveau. Im Bereich der Lehrlingsausbildung genießt das Maurerausbildungszentrum (MAZ) einen sehr guten Ruf. Derzeit werden in Vorarlberg 210 Lehrlinge ausgebildet.

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