Russland-Business mit der Vorarlbergerin Isabella Pipal

Russland-Business mit der Vorarlbergerin Isabella Pipal
Isabella Pipal (Foto: Elen Pavlova)

Eine Vorarlbergerin in Moskau: Die Juristin Mag. Isabella Pipal berät österreichische Unternehmen, die in den russischen Markt einsteigen wollen. Gemeinsam mit ihrem Partner Dr. Valery Draganov unterstützt sie aber auch Unternehmen in rechtlichen und steuerlichen Belangen rund um deren Russlandgeschäfte. Was sie an Russland fasziniert, ob sie Österreich vermisst und vor welchen Herausforderungen die 32-Jährige immer wieder steht hat sie der Wirtschafszeit im Interview verraten.

Gemeinsam mit ihrem Partner, Dr. Valery Draganov, der auch viele Jahre als Abgeordneter der russischen Staatsduma tätig war, ist Isabella Pipal für viele österreichische Unternehmen Ansprechpartnerin, wenn es um die Abwicklung ihrer Geschäfte in Russland geht. Als Juristin unterstützt die gebürtige Vorarlbergerin im rechtlichen und steuerlichen Bereich. Aber nicht nur klassische Rechtsberatung steht bei der Draganov & Pipal GmbH auf der Agenda: "Wir helfen unseren Kundinnen und Kunden auch beim Markteintritt. Wenn man zum Beispiel im Bereich Green Technology exportieren möchte, ist es wichtig zu wissen, dass Russland großen Wert auf das Pariser Klimaabkommen legt. Daher ist es nicht empfehlenswert, nach Russland zu kommen und Green Technology-Projekte zu beginnen, ohne den Staat einzubeziehen. Wir ebnen Wege für unsere Kundinnen und Kunden, unterstützen sie, wenn sie Importeure suchen oder ihren Absatz steigern wollen. Mein Geschäftspartner war drei Legislaturperioden als Abgeordneter der Staatsduma tätig und er hat noch immer gute Kontakte, dadurch ist uns schon sehr viel gelungen", erzählt Pipal, die sich auch als Vermittlerin zwischen den Kulturen sieht. "Manchmal verstehen die mitteleuropäischen Unternehmen nicht, warum man ein bestimmtes Dokument braucht und die russische Seite versteht nicht, warum das hinterfragt wird. Der russische Markt hat nach wie vor großes Potential, die Wertschöpfungskette in Russland funktioniert oft nicht sehr gut, daher braucht es innovative Unternehmen und Lösungen aus Europa, nicht zuletzt weil wir uns von der Mentalität nahe sind", so die 32-Jährige, die bereits seit acht Jahren in Russland lebt und mit uns einen Blick zurückgeworfen hat.

Wie alles begann
Isabella Pipal hat Rechtswissenschaften und Slawistik mit Schwerpunkt Russisch in Innsbruck studiert. "Russisch deshalb, weil ich eine neue Sprache lernen wollte." Eine Entscheidung, die ihr viele Türen geöffnet hat: "Nach dem Abschluss habe ich oft mit russischen Kundinnen und Kunden gearbeitet und bekam schließlich ein Jobangebot von einer deutschen Kanzlei in Moskau. In Moskau habe ich meine spätere Geschäftspartnerin kennengelernt. Sie ist mit einem Österreicher verheiratet und wir redeten darüber, dass es viele deutsche Kanzleien in Moskau gibt, aber kaum jemanden, der für die Österreicherinnen und Österreicher da ist und das wollten wir ändern. Also beschloss ich die geplante Weltreise zu verschieben und stattdessen den Weg in die Selbstständigkeit einzuschlagen. Mittlerweile habe ich mit Valery Draganov einen neuen Partner, eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit", erzählt Pipal.

Aller Anfang ist schwer
"Am Anfang war alles sehr intensiv: die fremde Kultur, die fremde Sprache, es ist ein Unterschied, ob man eine Fremdsprache ab und zu spricht oder ob man 24/7 in der Kultur lebt. Vor allem das Großstadtleben war zu Beginn eine Herausforderung. In Moskau sind die Distanzen riesig, die ersten Monate bin ich drei Stunden innerhalb von Moskau von zuhause in die Arbeit gefahren und drei Stunden wieder retour. Dazu kommt noch, dass es in Moskau beinahe ständig Staus gibt, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit. Daher ist die U-Bahn immer noch das zuverlässigste Verkehrsmittel", so Pipal, die sich mittlerweile ein breites Netzwerk in Russland aufgebaut hat und auch Vertrauensanwältin der Wirtschaftskammer Österreich in der Russischen Föderation ist. "In den ersten zwei Jahren musste ich mir ein Netzwerk aufbauen und bin daher zu vielen Veranstaltungen gegangen, ohne jemanden zu kennen, mittlerweile liebe ich das Networken und bin gerne auf Events."

Andere Länder, andere Sitten

Kulturelle Unterschiede gibt es auch im geschäftlichen Bereich: "Man braucht für jedes Papier einen Stempel und eine Unterschrift und man braucht immer das Original. Scans oder E-Mails gelten bei Behörden oder vor Gericht nur dann als Beweismittel, wenn man sie umständlich beglaubigen lässt – das ist sehr teuer und wird nur von wenigen Notaren und Notarinnen angeboten. Viele Österreicherinnen und Österreicher verstehen nicht, warum jedes Papier abgestempelt werden muss. Oft unterscheidet sich auch die Theorie sehr stark von der Praxis. Was in den Rechtsgrundlagen steht, wird in der Praxis nicht immer so gelebt", sagt die gebürtige Vorarlbergerin. Moskau den Rücken zu kehren, kann sich die 32-Jährige nicht vorstellen, obwohl sie gerne nach Österreich kommt, um Kraft zu tanken. "Es gibt gewisse Dinge in Russland, auf die ich nicht mehr verzichten möchte, zum Beispiel ist die Digitalisierung im Privatbereich in Russland viel weiter fortgeschritten als in Österreich, Dienstleistungen wie Taxifahren bekommt man zu günstigen Preisen, es gibt tolle Restaurants und man kann sich zu jeder Zeit alles liefern lassen."

Wie geht’s weiter
Isabella Pipal und ihr Partner haben ganz klare Ziele für die nächsten Jahre: "Wir wollen, dass das Unternehmen weiterhin gut läuft und wir expandieren können. Außerdem möchten wir einen Beitrag zur Verminderung der Treibhausgas-Emissionen in Russland leisten, wir beschäftigen uns intensiv mit Lösungen für Green Technology und wollen Technologien von mitteleuropäischen Ländern promoten", so Pipal.

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