Peter Werner: Ein Leben zwischen Wertoptimierung und der kehrverten Welt von Filip Fisch

Peter Werner: Ein Leben zwischen Wertoptimierung und der kehrverten Welt von Filip Fisch

Als Revisionsleiter bei der Erste Bank lebt Peter Werner ein toughes Wirtschaftsleben in Anzug und Krawatte. Doch wenn er nach Hause kommt, legt er mit dem Businessgewand auch die Gedanken an Wertoptimierung und an alle KPIs ab und tobt seine zweite Seite – die Kreativität - in Form von Kinderbuchschreiben aus. Warum der Banker nicht golft und Tennis spielt, wie die meisten seiner Zunft und wie er mit seinen zwei Berufungen lebt, erzählt der Wiener im wirtschaftszeit-Interview aus der Reihe „Persönliches aus der Wirtschaft“.

Du bist Banker bei der Erste Bank. Welche genaue Funktion hast Du im Brotberuf?
Ich leite den Bereich Revision und bin dort gemeinsam mit meinen rund 25 tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für objektive und risikoorientierte Prüfungen verantwortlich. Diese Prüfungen sollen die Geschäftsabläufe optimieren und der Gesetzmäßigkeit, Ordnungsmäßigkeit und Zweckmäßigkeit der Prozesse des Unternehmens dienen.

Wie hat sich Deine komplett konträre Zweit-Tätigkeit als Kinderbuchautor entwickelt, wie ist die Idee zu „Filip Fisch“ entstanden?
Filip ist nicht im klassischen Sinn entstanden, er war plötzlich da.
Meine Freundin Doris Maria Weigl, nach meiner tiefsten Überzeugung die beste Illustratorin der Welt, hat schon für zahllose andere Bücher verschiedenster Verlage verantwortlich gezeichnet.
Eines Tages sprachen wir im Garten über eines ihrer Projekte, als sie plötzlich meinte, ihr Lebenstraum sei, ein Kinderbuch zu schreiben.
„Meiner auch. Aber es müsste schon… anders sein. Besser irgendwie. Jedenfalls klüger. Und witziger.“
„Mit hochwertigen Illustrationen.“
„Eine philosophische Geschichte, voll von schrägem Humor.“
„Ein liebenswerter Protagonist.“
„Und ein Bogen, der sich von Seepferdchen-Hufschmieden bis zu einem Zweig namens Stefan spannt.“
Filip Fisch war geboren.

Wertoptimierung und Filip Fisch. Das ist doch sehr konträr. Würdest Du sagen, dass das Kinderbuchschreiben Dein Ausgleich zum harten, trockenen Banker-Dasein ist?
Und umgekehrt (lacht). Natürlich fühlt sich es gut und geborgen an, wenn du in eine von dir selbst geschaffene Welt eintauchen kannst. In eine Welt, in der es nichts Böses gibt und alles auf Anhieb funktioniert. Und falls mal was schief geht, ist es Teil einer Geschichte und alle können drüber lachen. Die Banker-Welt holt mich dann aber wieder zurück in unser Echtuniversum und das ist gut so. Die beiden bilden eine Symbiose und ich bin mittendrin.

Hast Du selbst Kinder?
Ich habe zwei mittlerweile erwachsene Söhne, Mario und Mischa. Den beiden habe ich, als sie noch klein waren, so oft es ging abends vorgelesen. Wir haben dann die Rollen aus den Kinderbüchern übernommen, haben unsere Stimmen verstellt, das Bettchen wurde zur Bühne. Da merkst du schnell, welche Bücher Potenzial haben, klug, witzig und auch ein bisschen interpretierbar formuliert sind. Und welche eben nicht. Daran denke ich oft zurück, wenn ich heute an der „kehrverten Welt des Filip Fisch“ schreibe.

Worum geht es in Deinen Büchern?
Dazu lese ich dir am besten den Klappentext vor: „In der „kehrverten Welt von Filip Fisch“ ist alles anders. Große Paketeinwerferinnen mit kleinen Händen rülpsen fröhlich erschrocken vor sich hin. Frau Herbert saugt Staub mit einem Strohhalm und föhnt sein Kopftuch mit einem Luftballon. Im Briefkasten, in dem Filip und Frau Herbert leben, gibt es weder Weitseher noch Internetz. Die Briefe, die Menschen ab und zu einwerfen, sind Filips Fenster nach Draußen. Durch sie lernt Filip die Welt kennen. Durch sie erlebt unser ‚mutloser Held‘ seine ‚langweiligen Abenteuer‘.“
Kennst du dich aus (lacht)?

Ein Buch für Kinder soll verzaubern, es soll die jungen Leser zum Staunen, Lachen und Schlüsse ziehen bringen. „Filip Fisch“ fordert mit seinen Dutzenden von Wortverdrehereien sein Publikum und zugleich fördert er es. Kinder sind offen, hungrig nach Wissen und gierig nach allem Neuem. Sie hinterfragen alles, meist bei ihren Eltern und genau diese Wissensweitergabe von Generation zu Generation schafft neben Klugheit auch Vertrauen und Nähe. Das ist mein Anspruch an meine Bücher. Dafür schreibe ich. Deshalb gibt es den Frau Herbert, einen Zweig namens Stefan, einen Busch namens Wilhelm und all die anderen, bunten Charaktere im Filipversum.

Ganz wichtig ist mir auch: Auch den Großen soll Filip gefallen dürfen. Schließlich sind sie es, die die Bücher im besten Fall ihren Kindern vorlesen und nicht Alexa. Wir haben das in zahllosen wundervollen Abenden mit Freunden schon ausprobiert und dort „Filip Fisch“ – mit verteilten Rollen, versteht sich – gespielt. Ganz ohne Kinder. Das waren mitunter die witzigsten Abende überhaupt. Ich behalte mir bei diesen Abenden übrigens immer die Rolle von Frau Herbert vor. Passt irgendwie zu mir (lacht).

Wo bekommt man Deine Bücher? Hast Du einen Verlag, mit dem Du zusammenarbeitest?
Bislang haben wir drei kehrverte Abenteuer von Filip Fisch herausgebracht, alle drei sind bei Amazon zu haben. Wir haben bisher selbst verlegt, das geht schnell und hat den Vorteil, dass poetische Pointen nicht den scharfen Scheren lebloser Lektoren zum Opfer fallen. Andererseits erhält man auch keine wertvolle Werbung. Doris ist gerade mit einem verlässlichen Verlag in Deutschland in Kontakt, vielleicht wird das ja Filips durchschlagender Durchbruch.

Wir wünschen es Dir!

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