P.A. Straubingers Jungbrunnen

P.A. Straubingers Jungbrunnen
P.A. Straubinger

Der Ö3-Filmchef hat mit seinem Intervallfasten-Ratgeber „Der Jungbrunnen-Effekt“ den Gesundheitsbestseller des Jahres geschrieben. Ein Folgebuch und ein hungerstillender Intervallfasten-Tee zum Thema sind schon in Vorbereitung. Wie Intervallfasten gelingen kann und welche enorme Bedeutung er Meditation und Achtsamkeit beimisst, erklärt P.A. Straubinger im Interview mit der WIRTSCHAFTSZEIT.

Herr Straubinger, Ihr Erstlingsbuch „Der Jungbrunnen-Effekt: Wie 16 Stunden Fasten Ihr Leben verändert“ hält sich seit dem Erscheinen im Jänner ununterbrochen in den Top 10 der Sachbuch-Bestsellerlisten, davon 17 Wochen auf Platz eins. Im ersten Quartal war „Der Jungbrunnen-Effekt“ gar das meistverkaufte Buch Österreichs über alle Genres und Warengruppen. Wie erklären Sie sich diesen unerwarteten Erfolg?
Zum einen hat natürlich der Medizinnobelpreis 2016 für die Erforschung des Fastenphänomens Autophagie den Boden für den aktuellen Intervallfasten-Boom bereitet. Viele Menschen sind nun offen für die Thematik. In unserem Buch, das ich zusammen mit der Ernährungswissenschaftlerin Margit Fensl und der Mentaltrainerin Nathalie Karré geschrieben habe, erklären wir allerdings nicht nur, wie Intervallfasten funktioniert und warum es so gesund ist. Der meiner Meinung nach entscheidende USP unseres Buches ist, dass wir dem Leser zeigen, wie Intervallfasten mit Leichtigkeit und Freude gelingt. Deshalb geht es in „Der Jungbrunnen-Effekt“ auch um typgerechte Ernährung, diverse Mentaltechniken und Achtsamkeitstraining. Essen hat einerseits einen physiologisch nährenden, aber auch einen psychisch nährenden Aspekt. Ich sage immer: Die großen Mengen an fettem, schwerem, süßem Essen nehmen wir primär für unseren „Emotionalkörper“ zu uns. Der physische Körper wäre glücklicher mit weniger und gesünderen Nahrungsmitteln. In unserem Buch geht es deshalb zu einem Gutteil auch darum, wie wir die Psyche nähren, ohne den Umweg über suchthaftes Essverhalten nehmen zu müssen. Das hilft den Menschen, um Intervallfasten nachhaltig zu betreiben und von den gesundheitlichen Vorteilen dauerhaft profitieren zu können.

Welche gesundheitlichen Vorteile bringt das Intervallfasten mit sich?
Durch das Intervallfasten wird die bereits erwähnte Autophagie gefördert. Autophagie ist so etwas wie die zelleigene Müllentsorgung. Etwa elf bis zwölf Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme, wenn die Nährstoffe im Blut verarbeitet sind und auch die kurzfristigen Energiespeicher aufgebraucht sind, beginnt der Organismus einerseits, auf Fettreserven zurückzugreifen und andererseits, die Autophagie hochzufahren. Dabei werden Stoffwechsel-Endprodukte, falsch gefaltete Proteine und anderer Zellmüll identifiziert und in die zelleigene Recyclinganlage gebracht. So wird nicht nur Energie gewonnen, sondern die Zelle vor allem innerlich gereinigt. Unser moderner Lebensstil mit drei Mahlzeiten am Tag und Snacks zwischendurch führt dazu, dass sich immer mehr Stoffwechsel-Endprodukte in den Zellen ansammeln und die Basis für diverse Krankheiten von Alzheimer bis Krebs bilden. Sogar Infektionskrankheiten wird durch die Autophagie vorgebeugt. Die Herzfunktion wird durch Intervallfasten massiv gesteigert, das Blutbild verbessert und die Zellen altern langsamer. In Tierversuchen hat man gesehen, dass durch Intervallfasten die Zellen um rund ein Drittel langsamer altern und die Lebenserwartung bei besserer Gesundheit stark erhöht wird. Das ist der „Jungbrunnen-Effekt“. Der Gerontologe Valter Longo von der University of Southern California bezeichnet Fasten sogar als das stärkste Medikament, das dem Körper zur Verfügung steht.

In Österreich kennt man Sie nicht zuletzt durch ihre jahrzehntelange Arbeit als Filmkritiker und Moderator beim ORF-Sender Hitradio Ö3. Wie sind Sie zum Fasten gekommen?
Ich habe schon Mitte der 90er Jahre Experimente mit Heilfasten gemacht und parallel dazu mit Meditation begonnen. So bin ich in den 2000ern zum umstrittenen und hochspannenden Thema der Lichtnahrung gekommen. Das hat nur am Rande mit Intervallfasten zu tun. Im Zuge der Recherchen für meine Lichtnahrungsdoku „Am Anfang war das Licht“ habe ich 2008 am Institut für Grenzfragen der Medizin an der Uniklinik Salzburg jedenfalls Professor Gerhard Hacker interviewt, der mir erstmals über die Autophagie-Forschungen von Yoshinori Ohsumi erzählte, die dann später mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Er hat mir auch bestätigt, wie positiv sich Fastenphasen von mindestens 14 Stunden auf die Gesundheit auswirken würden.

Damals war der Mainstream der Medizin noch überzeugt, dass Fasten entweder nutzlos oder sogar schädlich sei. Ich habe jedenfalls mit dem Intervallfasten begonnen, noch bevor ich diesen Begriff überhaupt kannte. Für mich waren das einfach längere Essenspausen, die ich bewusst eingehalten habe. Mittlerweile gibt es so viele positive Studien zum Thema und natürlich auch einen Nobelpreis, der das Ganze stützt, sodass es zu einem Paradigmenwechsel in der Medizin gekommen ist. Was die Ernährungswissenschaft früher empfohlen hat, nämlich „mäßig regelmäßig“ über den ganzen Tag verteilt zu essen, ist offensichtlich keine gute Empfehlung. Stattdessen sind Fastenphasen von 16 Stunden und mehr für die Gesundheit ausgesprochen förderlich.

Wie betreiben Sie selbst Intervallfasten?
Ich mache täglich 16/8. Also mindestens 16 Stunden Fasten und 8 Stunden, in denen ich ganz normal esse. Ich höre meistens gegen 20 Uhr mit dem Essen auf. Am nächsten Morgen lasse ich das Frühstück weg und nehme frühestens um 12 Uhr das Mittagessen zu mir, meistens sogar später. Wenn ich manchmal schon um 18 Uhr zu essen aufhöre und dann erst gegen 14 Uhr das Mittagessen zu mir nehme, sind es schon 20 Stunden – was den Autophagie-Effekt noch verstärkt. Es fällt mir mittlerweile leicht, diese Fastenintervalle einzuhalten.

Welche Empfehlungen haben Sie für Menschen, denen es schwer fällt, 16 bis 20 Stunden täglich zu fasten?
Wir beschreiben im Buch sehr ausführlich, wie wichtig die Etablierung gesunder Routinen ist. Dabei helfen diverse Mentaltricks – wie das Wechseln der Perspektive. Wenn der Magen knurrt, sehen wir das zum Beispiel nicht als ein Zeichen für Mangel und Verzicht, sondern als Zeichen dafür, dass sich Luft im Magen-Darm-Trakt befindet und sich dieser endlich reinigen kann. Meditation- und Achtsamkeitstraining helfen bei der Selbstkontrolle und dem Loslassen von suchthaftem Essverhalten. Auch die richtigen Fastengetränke helfen enorm. Wasser und ungesüßte Kräutertees können Sie in den Fastenphasen in beliebigen Mengen zu sich nehmen. Ich habe für mich einen Kräutertee entwickelt, der nicht nur gut schmeckt und viele positive gesundheitliche Wirkungen hat, sondern der auch den Hunger stillt und mit Inhaltsstoffen wie Grünem Kaffee und Ashwagandha die Fettpolster schrumpfen lässt und sogar das Erbmaterial schützt – sozusagen ein „Jungbrunnen-Fastentee“. Nachdem mich viele Leser und Seminarteilnehmer immer wieder nach dem Rezept dieses Tees fragen, werde ich ihn demnächst abfüllen lassen.

Ab wann und wo wird man diesen Tee kaufen können?
Vorerst werde ich ihn nur online für LeserInnen und in einigen Outlets von befreundeten Geschäftsleuten anbieten. Ich habe mich bereits Bio-zertifizieren lassen und wenn alles klappt, kann der Tee im November zeitgleich mit dem neuen Buch erscheinen.

Worum geht es in Ihrem neuen Buch?
Ich habe es wieder im Team mit Margit Fensl und Nathalie Karré geschrieben. Es ist ein Praxisbuch zum Thema Intervallfasten, in dem wir einerseits theoretisch mehr in die Tiefe gehen und andererseits dabei helfen, konkrete Ziele zu erreichen. Manche LeserInnen wollen nicht nur von den gesundheitlichen Vorteilen der Autophagie profitieren, sondern zum Beispiel auch Gewicht abnehmen. Deshalb widmen wir uns im neuen Buch stark der Verbindung von Intervallfasten mit Bewegung und dem Zirkadianen Rhythmus, der Inneren Uhr. Forschungen zu dieser „inneren Zelluhr“ wurden 2017 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Denn auch die Zyklen, wie wir die Fastenphasen timen, haben einen Einfluss auf die Effekte, die wir erzielen. Dazu gibt es vertiefende Informationen zu typgerechter Ernährung, zu Mentaltricks und dem wichtigen Thema Meditation und Achtsamkeit.

Warum sind Ihnen Meditation und Achtsamkeit so wichtig?
Aus eigener fast zwanzigjähriger Erfahrung, in denen ich täglich meditiere, kann ich sagen, dass das Achtsamkeitstraining mein Leben auf allen Ebene verbessert hat. Und das ist nicht nur mein subjektiver Eindruck. Es gibt Dutzende wissenschaftliche Studien, die zeigen, wie positiv sich Meditation auf den Körper wie auch auf die Psyche auswirkt – vom stabilisierten Blutdruck über den Schutz des Erbmaterials bis hin zur Befreiung von Ängsten und Depressionen. Es ist eine der besten Möglichkeiten, um Süchte in den Griff zu bekommen. Meditation steigert die geistige Leistungsfähigkeit, ebenso die emotionale Intelligenz. Seit Google im Jahr 2007 eine Meditationsakademie für Führungskräfte etabliert hat, wird Achtsamkeits-Training auch im Corporate-Bereich immer beliebter, weil Krankenstände damit zurückgehen und der Output bei gleichzeitig weniger Burn-Out-Fällen erhöht wird. Der Gründer des Google-Meditationstrainingsprogramms sagt, die Hauptwirkung der Meditation sei „Calm and Clear On Demand“ („Ruhig und Klar auf Abruf“). Das ist eine Fähigkeit, die Führungskräfte vor allem in schwierigen Situationen brauchen. Man kann diese Fähigkeit durch regelmäßiges Achtsamkeitstraining tatsächlich erwerben. Sobald Gefühle und Gedanken hochkommen, die mir nicht dienlich sind, kann ich sie unmittelbar wieder loslassen und mich dadurch sofort in einen ruhigen, klaren und entspannten Zustand bringen. Das ist etwas, das ich selbst lebe und in meinen Meditationsseminaren auch weitergebe. Ich habe auch immer mehr Auftraggeber aus der Wirtschaft, weil Unternehmer erkennen, welche enormen Vorteile es bringt, wenn ihre Mitarbeiter Kompetenzen im Bereich der Achtsamkeit erwerben.

Herzlichen Dank für das Interview!

www.pastraubinger.com
www.jungbrunneneffekt.com


(Fotos: P.A. Straubinger © 2019 jungbrunneneffekt, Bettina Höppel)

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