KI, Security und Regulation: Domain pulse 2024 in Wien

KI, Security und Regulation: Domain pulse 2024 in Wien
Stabübergabe von Richard Wein (nic.at Geschäftsführer) an Andreas Musielak (DENIC eG Vorstand) für die Ankündigung des Domain pulse 2025 in Deutschland (Foto: Anna Rauchenberger)

Salzburg/ Wien (A) Mehr als 360 Menschen folgten dem Ruf der deutschsprachigen Domain-Registries nic.at, Denic und Switch zum diesjährigen Branchentreffen nach Wien. Unter dem Motto „Vienna Calling: Domain pulse 2024“ wurde der Bogen über die Themen KI, Security und Regulation gespannt.

Mit den Worten „Unsere Branche ist im Umbruch“, eröffnete nic.at Geschäftsführer Richard Wein die zweitägige Veranstaltung im Erste Campus in Wien. Themen, die noch vor wenigen Jahren kaum Beachtung fanden, stehen nun ganz weit oben auf der Prioritätenliste. „Security hat einen immer höheren Stellenwert. Als Registry sind wir Teil der kritischen Infrastruktur. Stabilität und Verlässlichkeit sind für uns nicht nur Schlagwörter“, betonte Wein. Zu den Referenten beim diesjährigen Domain pulse gehörten neben hochkarätigen Branchen-Experten unter anderem Cyber Security Trend Watcher Peter Zinn, Cyborg Neil Harbisson sowie Organisationsforscher Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani.

NIS2 – Konsolidierung in der Domainbranche befürchtet
Am ersten Eventtag gehörte die Bühne den Experten rund um die neue europäische Cybersicherheits-Richtlinie NIS2. „Cybersicherheit soll zur Chefsache werden, Vorstände müssen die Umsetzung der Maßnahmen überwachen“, betonte Vinzenz Heußler, Policy Officer bei der Europäischen Kommission. Bis 17. Oktober 2024 haben die Mitgliedstaaten Zeit, die Richtlinie umzusetzen. Arno Spiegel, für das nationale NIS2 Gesetz beim österreichischen Bundeskanzleramt, gab bei der Podiumsdiskussion einen Überblick: „Momentan sind von NIS1 ungefähr 180 Unternehmen in Österreich betroffen, ab Oktober sind es etwa 6.000.“ Viele Firmen werden nun erstmals mit erhöhten Anforderungen hinsichtlich Informationssicherheit, Datenerfassung und Verifizierung konfrontiert.

Registries und Registrare fallen unabhängig von ihrer Größe unter die zukünftige Richtlinie, bei Nichteinhaltung drohen empfindliche Strafen. Die Bedenken sind groß. Thomas Rickert, Anwalt mit Schwerpunkt Domainrecht, sagte beim Panel: „Ich habe Sorge, dass wir einen Flickenteppich an Regularien in Europa bekommen.“ Zudem besteht die Befürchtung, dass vor allem kleinere Unternehmen aufgrund des erhöhten Aufwandes keine DNS- Dienste mehr anbieten und somit eine Marktkonsolidierung stattfinden wird.

Cyber Security – Vorbereitung für den Ernstfall
Auch das Thema Security spielte beim Domain pulse eine große Rolle. Dmytro Kohmanyuk, Systems Integration Engineer bei der ukrainischen Registry .ua, beschrieb, wie die ukrainische Top-Level Domain in Zeiten des Krieges funktioniert. „Es ist wichtig, persönliche Kontakte und Partner zu haben“, betonte Kohmanyuk. Eine Lehre, die er aus der fordernden Zeit zieht: „Es schadet nicht, mehr vorbereitet zu sein als nötig.“

Das sieht auch Alexander Riepl so, Security Analyst beim österreichischen Computer-Notfallteam CERT.at. Etwa 5.000 Aussendungen tätigt CERT.at im Monat. Riepl schilderte dem Publikum den Ablauf einer Cyberattacke auf ein österreichisches Unternehmen. Der Sicherheitsanalyst plädierte für einen fixen Security-Ansprechpartner im Unternehmen – auch in Urlaubszeiten. „CERT.at ist mehr als eine digitale Feuerwehr, wir sehen uns als Informationsdrehscheibe. Wir sind aber auf die Unterstützung der Unternehmen angewiesen“, betonte Riepl.

Blick in die Glaskugel: Nutzung von Domains
Die Experten warfen beim Domain pulse auch einen Blick in die Zukunft. Alexander Mayrhofer, Leiter Research & Development bei nic.at, ging der modernen Nutzung von Domains auf den Grund. Noch werden 75 Prozent aller Domains für Web und E-Mail genutzt. Mit Mastodon und Bluesky gebe es aber bereits zwei soziale Netzwerke, die eigene Domains zur Identifikation und als Username erlauben, so Mayrhofer.

Und wo treffen sich die Menschen künftig? Organisationsforscher Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani skizzierte den Fluchtpunkt Cyberspace und beschrieb, wie sich Menschen in Zukunft in Netzstaaten zusammenfinden werden. „Man geht von der realen Welt ins Web und gründet einen Staat ohne Territorium. Nationalstaaten entdecken diese Welt und versuchen, eigene Ableger in der Cloud zu gründen“, so Ayad Al-Ani.
 
Künstliche Intelligenz ist keine Bedrohung, sondern ein Werkzeug
Wie Mensch und Technik verschmelzen können, zeigte Cyborg-Artist Neil Harbisson. Der Brite kam farbenblind auf die Welt und ließ sich eine Antenne in den Hinterkopf implantieren, die es ihm erlaubt, Farben zu hören und als Vibration zu spüren. Und das auch im Infrarot- und Ultraviolettbereich. Seitdem versteht er, warum Katzen Wände anstarren: Sie beobachten Infrarotsignale. „Mit Technologie zu verschmelzen, bringt einen nicht näher an Maschinen, sondern näher an die Natur“, so Harbisson.

Cyber Security Trend Watcher Peter Zinn beschrieb in seiner Keynote, welchen Einfluss Künstliche Intelligenz auf den Menschen hat. „KI ist weder gut noch schlecht. Es ist ein Werkzeug, das wir nutzen können.“ Zinn stellte die negativen Auswirkungen von KI im Sicherheitsbereich dar. Schon bald sei es möglich, Stimmen zu klonen und missbräuchlich zu nutzen. „Die größte Herausforderung wird es künftig sein, Fake News als solche zu erkennen“, sagte Zinn. Bilder, Videos oder Anrufe werden täuschend echt sein.

Wie KI erfolgreich in der Praxis genutzt wird, veranschaulichte Dr. Norbert Gaus, als Executive Vice President bei Siemens verantwortlich für Research und Predevelopment. Er berichtete dem Publikum über die Digitalstrategie von Siemens und den Einsatz von KI in der Industrie. Im industriellen Metaverse werden die reale und die digitale Welt verknüpft und über den gesamten Lebenszyklus synchronisiert. Der Siemens Xcelerator, ein Ökosystem für die digitale Transformation, bringt unterschiedliche Partner zusammen und ebnet den Weg dahin. Gaus betonte: „Es braucht Zusammenarbeit, keine Firma kann diese Komplexität allein abdecken.“

Weiterhin Wachstum am Domainmarkt
Aber wie geht es am Domainmarkt weiter? Christopher Mondini, Managing Director Europe von ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers), sprach über aktuelle Entwicklungen bei ICANN und nannte einen Zeitrahmen für die Umsetzung neuer generischer Top-Level Domains (gTLDs). „Laufe alles nach Plan, könnten im zweiten Quartal 2026 die ersten Bewerbungen für die gTLDs eingereicht werden“, so Mondini.

Michael Riedl, CEO von Team Internet Group, blickt der Zukunft ebenfalls optimistisch entgegen: „Wir glauben daran, dass sich Domainnamen positiv entwickeln. Es wird weiterhin Wachstum geben.“ Das unterschrieb auch nic.at-Geschäftsführer Richard Wein: „Es wird noch viele Jahre Domains geben. Wir verlassen uns als Registry aber nicht nur auf ein Produkt, sondern diversifizieren unser Portfolio mit beispielsweise einem Anycast-Service.“

Am Ende der zweitägigen Veranstaltung wurde auch der Ort des nächsten Domain pulse bekannt gegeben. Das Domain-Branchentreffen findet am 11. und 12. Februar 2025 in der Gläsernen Manufaktur in Dresden statt.

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